SI_REGGLISWEILER

Neubau der Kindertagesstätte St. Maria in Regglisweiler

Ein Haus für Kinder.
Nicht bunt sondern farbig,
nicht niedlich aber besonders,
nicht kleinteilig aber vielschichtig.
Kurz: Eine klare Aussage zum Thema.
Auf den ersten Blick anders aber nicht fremd,
auf den zweiten Blick spielerisch, kindgerecht.

Erläuterungsbericht:
Städtebauliche Einbindung
Da steht ein stattliches Haus in der Reihe von Schwäbischen Nachbarn.
Der Ansatz wirkt zunächst ganz normal: Vorne an der Straße geht´s rein, hinten geht´s raus in den Garten. Aber das starke Geländegefälle fordert zu besonderen Lösungen heraus:
Ausgangslage für die Höhenregulierung ist die fußläufige Anbindung an das Straßenniveau der Schillerstraße südwestlich des Parkplatzes. Diese Höhe definiert die Fußbodenhöhe für eine ebenerdige Erschließung des Kinderhauses. Der Parkplatz liegt einen guten halben Meter tiefer, über eine Rampe erreicht man von dort barrierefrei das Niveau des Haupteingangs. Das Gebäude ist in zwei Riegel gegliedert, wovon sich im südwestlichen Hauptbaukörper die vier Gruppenräume mit Nebenräumen befinden. Dieser wird parallel zum bestehenden Geländeverlauf, den Höhenlinien folgend Richtung Süd-Westen (Friedhof) ausgerichtet. Nach dieser Seite entwickelt sich der Außenspielbereich auf zwei Ebenen, um den Höhenunterschied zum Friedhof auszugleichen, mit dem positiven Nebeneffekt, dass das Gelände für die Kinder erlebbarer und spannender wird. Diese topografisch erforderlichen Ebenen werden zudem für Rutschen, Klettersteige und Sitzstufen mit Amphitheater genutzt. Der nordöstliche Riegel bildet den Gebäuderücken als Abschottung zur bestehenden Wohnbebauung, an welcher er städtebaulich parallel ausgerichtet ist. Dieser beinhaltet die dienenden Räume sowie den Mehrzweckraum in Form eines exponierten Kubus. Aus diesem Ansatzresultiert eine Verdrehung beider Baukörper um ca. 5°zueinander, deren Verbindung als Gelenk das verglaste Foyer bildet. Durch die „Verengung“ der Bauteilfuge wird der Eingang klar definiert, wodurch der Besucher geleitet, geführt und förmlich ins Gebäude reingezogen wird. Im Inneren öffnet sich vom Windfang aus das lichtdurchflutete Foyer trichterförmig zum wunderschönen Landschaftsraum im Nord-Westen, das Gelände kann ungehindert durch das Gebäude hindurchfließen, wodurch der Bezug zwischen Innen- und Außenraum hergestellt wird. Durch die Gliederung der Gebäudeteile wird eine optimale Ausrichtung des Entwurfs hinsichtlich Himmelsrichtung und Lärmentlastung der bestehenden Wohnbebauung im NO erreicht. Die auf der Nordseite verbleibende Restfläche des Flurstücks wird in zwei Grundstücke aufgeteilt, welche über einen Anliegerweg von der Uhlandstraße aus erschlossen werden. Der Fußweg entlang der Wohnbebauung bleibt für die Erschließung und Anlieferung unangetastet, da dieser von Spaziergängern gerne benutzt wird und zweifellos in eine herrliche Grünanlage mit Spielplatz, Kräutergarten, Biotop und Kneippanlage führt.

Raum- und Nutzungskonzept:
Das Foyer dient als Verteiler innerhalb des Gebäudes. Von draußen kommend befindet sich dort im „öffentlichen Bereich“ das Elternkaffee mit Blick zur Natur, weshalb auch dort der Essbereich für die Kinder mit den Küchen angegliedert ist. Es gibt keine Grenze zwischen drinnen und draußen, die Fassaden sind in diesem Bereich zu öffnen, sodass auch im Freien unter einem Sonnensegel gegessen werden kann. Der Mehrzweckraum ist nach Nord-Osten großzügig verglast und kann über eine mobile Trennwand dem Foyer bei Veranstaltungen zugeschaltet werden. Im vorderen nördlichen Gebäudeteil befinden sich die sonstigen zur Gebäudeorganisation notwendigen Nebenräume, welche bewusst nicht groß in Erscheinung treten sollen. Räume wie „Personal“ und „Eltern“ sind im beruhigten Rückzugsbereich angeordnet, aber zugleich nach draußen orientiert. „Ein Haus für Kinder“ - Im Hauptbaukörper sind die Gruppenräume mit vorgelagerter Garderobe in Form einer ausgebildeten Nische aufgereiht, wodurch der Flur gegliedert wird.
Im Wechsel folgen Sanitärkerne und der Werkraum, sodass innerhalb einer Gruppe die Wege kurz sind. Die unterschiedlichen Gruppennutzungen sind aufgrund der Flexibilität zunächst räumlich identisch. Eine Orientierung im rhythmischen Raumgefüge wird durch das Farbkonzept gegeben. Die Gruppen für 3-6 jährige befinden sich im vorderen Gebäudeteil Richtung Südost, die unter 3 jährigen sind im hinteren Bereich Richtung Südwest zurückgezogen, weg vom „Durchgangsverkehr". Durch eine geringfügige Ummöblierung des hinteren Sanitärkerns können die Anforderungen für eine Umnutzung einer Regelgruppe in eine U3 Gruppe problemlos ohne großen Aufwand hergestellt werden. Im Falle einer baulichen Erweiterung werden die entsprechenden Module einfach am Bestand angedockt: Bei Bedarf einer weiteren U3-Gruppe wird diese entsprechend der jetzigen Zuordnung im Südwesten erweitert, eine weitere Regelgruppe im Südosten. An der Erschließung muss nichts geändert werden. Im Hauptgruppenraum ist eine zweite Ebene vorgesehen, welche dem Hauptbaukörper neben der strengen Gliederung sowohl innen als auch außen seinen Charakter verleiht. Der Einbau einer Galerie oder zweiten Spielebene ermöglicht den Kindern ein differenziertes Raumerlebnis, ein selbstständiges Spielen wird dadurch unterstützt. Diese Ebenen ergeben sich nicht automatisch z.B. aus dem unnötig umbauten Raum eines durchgehenden Pultdachs, sie werden bewusst modular aufgesetzt um das umbaute Volumen so gering wie möglich zu halten. Durch die großzügigen Fenster wird der Bezug zur Natur hergestellt, das begrünte Dach wird dadurch für die Kinder erlebbar. Diese Dachaufbauten als zweite Ebene könnten theoretisch zur Kosteneinsparung weggelassen werden, was aber aus Gründen der Nutzung und Architektur nicht empfohlen wird.

Ein gewisser „Mehrwert“ der sich lohnt.

Konstruktion und Fassade:
Das Gebäude wird auf einer Bodenplatte aus Beton im Holzbau errichtet. Ein einfaches Holz-Konstruktionssystem mit geringen Spannweiten. Durch Vorfertigung in Elementbauweise werden ein reibungsloser Bauablauf und kürzere Bau- und Wartezeiten gegenüber dem Massivbau erreicht. Die Hohlwände werden hochwirksam und biologisch zugleich ausgedämmt, was unserem Ziel der Verwendung von natürlichen Baustoffen entspricht. Die Dächer werden extensiv begrünt, was einerseits konstruktiv die Dachhaut zusätzlich schützt und dämmt, andererseits für den Blick aus den Galerieebenen und nicht zuletzt von der erhöhten Ebene vom Weg entlang des Friedhofs und der „oberen“ Schillerstraße sichtbar ist. Es wird also Wert auf eine ordentliche sogenannte „fünfte Fassade“ gelegt. Die Oberlichter bringen zusätzliche natürliche Belichtung und gliedern zugleich die Dachlandschaft. Die Außenwandflächen der beiden Hauptbaukörper werden herkömmlich verputzt, die 4 Dachaufbauten der Galerien sind mit natürlichem, unbehandeltem Lärchenholz verkleidet. Der Mehrzweckraum erhält als integrierter Solitär eine Verkleidung aus farbgebenden Fassadenplatten.

Energiekonzept: 
Es ist selbstverständlich, dass der gesamte Entwurf entsprechend einer energieoptimierten Planung den neuesten Stand vernünftiger Energietechnik berücksichtigt, stichpunktartig wie folgt:

  • hoch wärmegedämmte Außenwände in Holz-Element-Bauweise
  • regenerative Pellets-Heizung, Einspeisung über außenliegenden Erdtank im Norden am Technikraum
  • baulicher Sonnenschutz im Südwesten und Sonnenschutzverglasung in den Hauptgruppenräumen
  • zusätzliche Dachisolierung und Bautenschutz durch extensive Begrünung
  • im Winter passive Sonnenenergienutzung in den Hauptgruppenräumen durch die Gebäudeausrichtung
  • Photovoltaikmodule auf den 4 Dachaufbauten

Im Hinblick auf eine innovative Bauform wäre das Gebäudekonzept auf Wunsch im Passivhaus-Standard umsetzbar -> dann ist eine kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung erforderlich

„Jedes Kind ist einzigartig.
Es braucht eine liebevolle Umgebung, in der es die Möglichkeit hat,
in Geborgenheit spielerisch die Welt zu entdecken und sich frei zu entfalten.“